… und Moss sollte uns ein paar Tage länger ‚beherbergen‘. Wir entschieden uns aufgrund der Wettervorhersage für den Hafen etwas außerhalb des Ortes. Im Städtchen gibt es zwar Anleger, die aber in einem Durchfahrtskanal mit viel Freizeitverkehr liegen, und das kannten wir ja aus Fredrikstad. Ein hübsches, geschütztes Plätzchen gefunden und ein kleiner Orientierungswalk hin zum besagten Kanal bestätigte unsere Entscheidung etwas außerhalb anzulegen. Nicht nur der Durchfahrtsverkehr zu Wasser im Kanal, sondern auch der Zufahrtsverkehr zur großen Fähre über den Oslofjord verbreiten ziemlich Unruhe. Busse, Wohnmobile, Lastwagen, Pkws ….. eine nicht endende Schlange in Bewegung, bereit zum Übersetzen.
Am nächsten Tag Regen, Regen, Regen. Gemütlicher Vormittag an Bord. Nachmittags klarte es auf, die Sonne kam raus, wir konnten eine kleine Runde radeln, trocken unsere Vorräte auffüllen und besagter skandinavischer Spezialbootshaken war jetzt auch Teil der Bordausrüstung. Immer wieder verblüffend, dass es in Norwegen (und auch oft in Schweden) üblich zu sein scheint, beim beim ersten Sonnenstrahl unmittelbar die Schwimmsachen zu packen, ans Wasser zu laufen, seinen Sonnenstuhl Richtung Sonne auszurichten und das herrliche Wetter zu genießen. Gleiches sieht man im Hafen. Kaum ist der letzte Regentropfen gefallen, werden die Segel gehisst, die Motoren angeworfen und rausgefahren. Wirklich jeder Sonnenstrahl wird hier genutzt!
Die am laufenden Band verkehrenden Fähren (fünf Stück) hatten uns neugierig gemacht. Wir recherchierten, dass sie den Oslofjord im 20 Minutentakt mit dem Ziel ‚Horten’, ein Städtchen am gegenüberliegenden Ufer, queren. Es ist die Verbindung, der Europastraßen E6 und E18 und das erspart wohl vielen Fahrzeugen, die Richtung ‚Bergen‘ und Westküste wollen den ‚Umweg über Oslo‘. Fußgänger und Radfahrer werden gratis mitgenommen. Sehr nett! Zudem hatten wir herausgefunden, dass es dort eine hübsche Radelstrecke am Ufer entlang gibt, die in das Örtchen Åsgårdstrand führt. Åsgårdstrand war mehr als dreißig Jahre die Heimat des Künstlers Edvard Munch. Hier steht noch immer sein ‚einziges Heim’, ein kleines gelbes Holzhaus mit wunderschönem,baumbestandenen zum Wasser hin abfallendem, parkähnlichem Gelände. „… hier habe ich in dreißig Jahren meine besten Bilder gemalt….“. Unser Vorhaben für Tag 3 in Moss stand fest.
Ein Tag wie aus dem Bilderbuch, Überfahrt hoch oben auf dem Außendeck der Fähre und die erwartet herrliche Radstrecke entlang des Fjords. Am Ziel blitzeweiße Holzhäuschen, wie man sie so oft hier in Norwegen sieht, und das kleine gelbe Haus. Ein bisschen Ehrfurcht machte sich schon breit innerlich. Ein kleines Museumshäuschen daneben und unprätentiös wie überall im Norden, mitten auf dem Grundstück unter den Bäumen mit Blick auf den Fjord, eine Bank mit Tisch, die zum Verweilen oder Picknicken einläd. Der Dorfkern ist geprägt von seinem berühmten Einwohner. Ein kleines Museum mit Freiluftrestauration, eine Buchhandlung mit unzähligen Titeln und allem was das Herz zur Erinnerung an den Künstler begehrt und ein hervorragendes Smørrebrød. Viele Motive seiner Bilder sind im Dorf und der Umgebung noch erhalten, und man kann seinen Spuren noch heute sehr plastisch folgen. Erfüllt von all dem Gesehenen radelten wir (mit Rückenwind!) zurück. Noch ein kleiner Bummel durch die Stadt Horten. Abgesehen von einem hervorragend augestatteten Künstlerbedarfsgeschäft (seinesgleichen sind in D nirgends zu finden) nichts Aufregendes. Gemütliches Übersetzen und Campari-O an Bord. Wieder ein wunderbarer Tag!

Überfahrt bei herrlichem Wetter über den Oslofjord

Horten in Sicht

Schöne Radlstrecke auf gut ausgebautem Radweg mit schöner Aussicht

Vorbei an kuscheliger Kirche

Zu Munch‘s Haus

der ganze Ort atmet Munch

Gefällt aber auch sonst sehr gut

Mit der Fähre zurück